Versicherung

 

Das Boot auf dem Foto oben war mein Nachbar am Ankerplatz von Porto di Ponente in Vulcano, bis ein schwerer Gewittersturm aufkam und der wahrscheinlich unerfahrene Skipper die Yacht in Panik auf die Felsen setzte.

 

Immer wieder findet man Bootseigner, die sich die Versicherung sparen und das Risiko eines Totalverlusts eingehen. Ich persönlich würde davon abraten. 2011 traf ich auf Tahiti ein junges Pärchen, das sein Boot kürzlich in den Tuamotus auf ein Riff gesetzt hatte. Das Boot war nicht versichert, und die beiden hatten alles verloren. Nun versuchten sie, über das schwarze Brett der Marina wenigstens die paar wenigen Dinge zu verkaufen, die sie von dem Boot hatten retten und mit ins Flugzeug nehmen können. Daraufhin würden sie nach Hause fliegen und wieder erwerbsträchtiger Arbeit nachgehen, um den Verlust zu kompensieren. Aber während es sich in ihrem Fall um einen Navigationsfehler gehandelt hatte, können auch äußere Faktoren schnell zu einem hohen Schaden führen. Eine gute Bekannte von mir endete in Fakarava auf einem Strand, weil im Sturm die Festmacherleinen rissen, mit denen sie an einer Ankerboje lag. Das Boot eines älteren Paars wurde im gleichen Sturm vom Blitz getroffen, was Schäden von über 25.000 Euro an der Elektronik  verursachte. Beide waren, glaube ich, durchaus nicht unzufrieden mit ihrer Entscheidung, ihr Boot zu versichern. Ein anderer Bekannter von mir verlor kürzlich sein gesamtes Rigg, obwohl er das stehende Gut erst zwei Jahre zuvor hatte austauschen lassen. Er war unversichert. Der Schaden belief sich auf gute 40.000 Euronen.

 

Wer sich die Kasko-Versicherung sparen möchte, sollte aber zu allermindest eine Haftpflicht-Police abschließen. Ein kleiner Kratzer, verursacht durch ein leichtes Touchieren, kann schnell unangenehm teuer werden, wenn das Boot, das man touchiert hat, Dagobert Duck gehört. Zudem ist es so gut wie unmöglich, ohne Haftpflicht-Versicherung einen Liegeplatz in einer Marina zu bekommen.

 

Aber auch eine Insassen-Unfallversicherung ist keine schlechte Idee, zumal sie kein allzu großes Loch ins Portemonnaie frisst. Ganz gleich für welche Police man sich entscheidet, sollte man nie vergessen, das Fahrtgebiet stets anzugleichen. Irgendwann ab Panama gibt es nur noch weltweit, aber sobald ihr ins Mittelmeer oder gar in deutsche Hoheitsgewässer zurückkehrt, wird die Police erheblich günstiger, und schon die Karibik dürfte etwas billiger sein als der ganze Planet.

 

Wichtig ist aber in jedem Falle und unabhängig davon, für welche Abdeckung man sich entscheidet, dass man gut vergleicht und jeden letzten Passus des Kleingedruckten liest. Ich war seit Erwerb des Schwimmdings bei Firmenich versichert. Dort war ich auch stets recht zufrieden, und man kümmerte sich mit großem Eifer um jedes Anliegen. Leider schloss die eigentlich weltweit geltende Police unter anderem die Hoheitsgewässer Papua-Neuguineas und Indonesiens aus, wo ich aber nun mal hinwollte. Nach dem Vergleichen mehrerer Angebote, kann ich euch einen Rat auf jeden Fall geben: Haltet euch von Pantaenius fern. Die Police ist nachgerade abstrus. Die Prämie sollte nahezu das Doppelte von dem betragen, was Firmenich mir berechnet hatte, was durch eine signifikant höhere Selbstbeteiligung im Schadensfall gekonnt abgerundet wurde. Das Verrückteste an der ganzen Sache aber war, dass für all diesen Wucher der Versicherer nicht einmal Ersatz für Schäden am Rigg leistet, was aber meines Erachtens ein nicht unwesentlicher Teil einer Segelyacht ist.


Leider heißt das nicht, dass die Auswahl dadurch unbedingt einfacher wird. Ich entschied mich damals schließlich für eine Police bei Nammert, weil man dort günstig versichert wurde. Leider stellte sich dann aber heraus, dass die günstigen Prämien ihren Preis hatten: Der Versicherer musste Insolvenz anmelden und Nammert als Makler einen neuen finden. Man wurde bei der Württembergischen fündig, wodurch meine Prämie gleich mal um 150% teurer wurde und sich dem Niveau von Pantaenius schon gefährlich annäherte. Zumindest lag die Selbstbeteiligung aber weiter bei nur etwa 15% von dem, was ich bei Pantaenius im Schadensfall hätte zuzahlen müssen. Ich biss in den sauren Apfel, musste dann aber feststellen, dass man bei Nammert offenbar gerne ein wenig betrügt. Man legte mir einen Vertrag zur digitalen Unterschrift vor, der gute anderthalb Monate zurückdatiert war, bei dem ich also Prämie bezahlen sollte, um mein Boot für eine Zeit zu versichern, die ich bereits schadensfrei überstanden hatte. Da das frühe Datum im Unterschriftenfeld auf dem Bildschirm nicht erkennbar war, unterschrieb ich, wunderte mich dann aber, dass gleich dreimal innerhalb eines Monats meine Monatsprämie abgebucht wurde. Mehrmals machte ich Nammert auf diesen Missstand aufmerksam, doch man besteht bis heute darauf, dass der Fehler bei mir liege. Ich hätte ja um Änderung des Datums bitten können. Hätte ich sicherlich, wenn es offensichtlich gewesen wäre. Bei einer digitalen Unterschrift, bei der ich das Datum nicht selbst eingebe, gehe ich aber naiv davon aus, dass sie auf den Tag des Unterzeichnens datiert ist. Zudem gehe ich davon aus, dass mein Makler meine Interessen gegenüber dem Versicherer vertreten sollte. Rückwirkend für eine schadensfrei überstandene Zeit versichert zu sein, liegt wohl in niemandes Interesse. Sicherlich aber sieht man bei Nammert die für diese Zeit kassierten Provisionen gerne auf dem eigenen Konto. Nun habe ich die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs bemühen müssen. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich dementsprechend keinen Daumen nach oben für diese Halsabschneider geben kann.